Unabhängige Faktenchecker hatten Tweets zuvor überprüft und als „wahr“ oder „falsch“ eingruppiert. Die untersuchten Inhalte hatten drei Millionen Menschen insgesamt mehr als 4,5 Millionen mal getwittert. Den Forschern zufolge hat ein unwahrer Inhalt – ein Bild, eine Behauptung oder ein Link zu einem Onlineartikel – eine um 70 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, weiterverbreitet zu werden. Ob die untersuchten unwahren Behauptungen und Nachrichten mit Absicht verbreitet wurden, nahm die Studie nicht unter die Lupe.
Der Schnellballeffekt für Unwahres nahm mit der Zeit zu und war in den US-Wahlkampfjahren 2012 und 2016 besonders stark.Ein wichtiger Punkt, der offenbar zum Weiterleiten anregt: Unwahre Inhalte wirken den Forschern zufolge oft spannender, neuartiger auf die Twitter-Nutzer. Ihre Antworten darauf zeigen größere Überraschung, stärkere Angst und mehr Ekel. Wahre Nachrichten hingegen lösten öfter traurige Reaktionen aus, aber auch Vorfreude und Vertrauen.
Die Forscher sehen angesichts dieser Ergebnisse vor allem die Anbieter Sozialer Medien in der Pflicht. „Die Plattformen könnten den Konsumenten Hinweise auf die Qualität der Quellen liefern.“ Auch könnten sie aus den sogenannten Trending-Themen die Aktivität von Bots herausfiltern. Trotz erster derartiger Ansätze sollten Facebook, Twitter und Co. dabei mit unabhängigen Fachleuten zusammenarbeiten. „Wir müssen unser Informations-Ökosystem für das 21. Jahrhundert neu designen.“ Das könne aber nur interdisziplinär und in weltweiter Zusammenarbeit gelingen.